Woher kommst du – Wohin gehst du

Ein für seinen Schalk bekannter Kfz-Mechaniker bekommt zwei alte Autos in die Hände – aus demselben Jahr, gleicher Größe, gleicher Bauart. Ihm kommt eine Idee: Aus den Teilen will er ein einziges Auto bauen. Aber was für eins? Ein nie gesehenes Gefährt: vier Räder; doppelseitig, mit zwei Motoren, zwei Lenkrädern und zwei getrennten Fahrern! Der eine schaut in die eine, der andere in die entgegengesetzte Richtung. Ein merkwürdiges Ding, von dem niemand weiß, woher es kommt und wohin es fährt. Nicht wenige Menschen ähneln diesem richtungslosen Vehikel, über das viele lachen. Weder Ursprung noch Sinn noch Ziel des Daseins sind gelernt. Das Leben des einen ist zum Lachen, das des anderen zum Weinen.

Woher komme ich? Warum bin ich hier? Ist mein Dasein das Ergebnis eines Zufalls? Nur ein einfaches Glied in der langen Kette der Evolution? Ein Traum, heute da, morgen fort? Oder doch eine zielgerichtete Bestimmung? Dem Menschen wird eine aufrüttelnde Frage gestellt: „Was ist euer Leben? Ein Dampf seid ihr, der eine kleine Zeit sichtbar ist und dann verschwindet“ (Jakobus 4,14). David spricht Gott offen an: „Sehe ich den Himmel, das Werk deiner Finger, Mond und Sterne, die du bereitet hast: Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?“ (Psalm 8,4–5 [3–4]). Vielen ist das Dasein rätselhaft verschlungen.

Wie jedes Werk einen Macher hat, so hat auch der Mensch einen weisen Schöpfer. Manche glauben, er sei durch Evolution entstanden, andere sprechen von Schicksal oder Seelenwanderung (Wiederverkörperung), wieder andere halten ihn für ein Zufallsprodukt eines kleinen Blutgerinnsels oder anderer detaillierter naturhafter Prozesse. Viele verhalten sich dem Thema gegenüber gleichgültig. Gott, der dem Menschen den Lebensodem einhauchte, gab ihm weitere Züge: Anteil an Ewigkeit, Kreativität, Gestalterkraft, Nützlichkeit, Güte, Liebenswürdigkeit u. a. Warum er dich geschaffen hat, sagt er in einem knappen Wort: „Jeden, der mit meinem Namen gerufen ist, den ich zu meiner Herrlichkeit geschaffen, den ich gebildet und gemacht habe!“ (Jesaja 43,7).

Innerhalb seiner unbegrenzten Autorität wünscht er, dass du ihn mit Leib und Geist verherrlichst. Wenn du dein Dasein als sinnlos, ziellos, belanglos ansiehst oder mit fatalistischen Annahmen spielst, dann nimm die göttliche Offenbarung ernst: Erkenne, woher und warum du gekommen bist, wie wichtig du bist, warum du existierst – und dass deine Reise kein Scherz ist. Größeren Nutzen gibt es nicht, als diese Wahrheit zu erfassen.

Der ewige Gott hat dir auf Erden nur eine kurze Spanne zugeteilt. Er hat die Wolken der Ungewissheit über deine Zukunft gezogen und dich – wie alle – in den Wandel des Lebens gestellt. Was fällt in diese Spanne alles hinein! Misserfolg, Defekt, Unordnung, Arbeitslosigkeit, Reichtum, Feindschaft, Einsamkeit, Krankheit, Schmerz, Schlaflosigkeit und am Ende der Tod, der alle an sein Herz drückt. Was sagt die Heilige Schrift? „Siehe, zu einer Spanne hast du meine Tage gemacht, und meine Lebenszeit ist vor dir wie nichts. Wahrlich, jeder Mensch steht nur als Schatten da. Ja, als Schatten geht der Mensch einher; vergeblich ist sein Lärmen. Er sammelt und weiß nicht, wer es einbringen wird … Denn meine Tage vergehen wie Rauch … Tag und Nacht sind meine Tränen meine Speise geworden“ (Psalm 39,6–7 [5–6]; 102,4 [3]; 42,4 [3]). Das ist die Zusammenfassung des Lebens.

Du mühst dich mit wenig Ertrag. Du bist Dampf, der erscheint und wieder vergeht. Vielleicht fragst du: Hat meine Geburt auf Erden Sinn? Die Würde, die Gott dem Menschen gibt, wird so beschrieben: 1) Du hast ihn ein wenig niedriger gemacht als die Engel, 2) hast ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt, 3) hast ihn zum Herrn über die Werke deiner Hände gesetzt (Psalm 8,6–9 [5–8]). Im Gesamtgefüge bist du kleiner als ein Atom. Deine Existenz ist wichtiger als religiöse Formen und Bräuche. Er hat dich nur wenig hinter den Engeln geschaffen. Schöpfer, Geschöpf, Schöpfungsordnung … Du stehst an der Grenze von sichtbarer und geistlicher Welt; du benutzt Materielles und suchst zugleich geistliche Werte. Krone und Ehre sind dir zugedacht. Du bist der besondere Fokus des Schöpfers. Ein von Sünde gereinigtes Leben lebt schon jetzt von der Freude des Himmels.

Vielleicht bist du in einer armen Familie geboren, konntest keine Ausbildung genießen, ringst mit Schmerz und Leid. Oder du kommst aus wohlgeordneten Verhältnissen und weißt nicht, wie du Zeit, Geld, Möglichkeiten einsetzen sollst. Halt inne und erinnere dich! Das Geheimnis des Lebens ist kein sinnloser Blindkampf. Der Schöpfer begegnet jedem Menschen mit Liebe. Er, der den Menschen an die Spitze der Schöpfung stellte, hat ihn in seinem Bild und seinem Wesen geschaffen. Warum sollten Hiobs Worte nicht auch dein Lebensprinzip sein? „Solange noch mein Odem in mir ist und der Hauch Gottes in meiner Nase, sollen meine Lippen nichts Verkehrtes reden und meine Zunge keinen Betrug aussprechen“ (Hiob 27,3–4).

Beginne, über das Geheimnis deines Seins nachzudenken. Erfüllst du den Zweck deines Lebens? Was an Nutzen bringst du aus deinen Tagen hervor? Wie wirkst du auf deinen Nächsten? Trägst du zu seiner Freude bei oder zu seinem Schmerz? Was für Spuren hinterlässt du? Wen ermutigt dein Leben? Bei deiner Ankunft hattest du keinen Anteil – welchen Einfluss wirst du beim Abschied hinterlassen? Glänzen heute und morgen? Und die Ewigkeit? Mit solchen Fragen sollst du ringen, um als Gast auf dieser Erde das Geheimnis zu erkennen. „Denn keiner von uns lebt sich selbst, und keiner stirbt sich selbst“ (Römer 14,7). In der Geschichte verkörpert einzig Jesus dies: „… der Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat … Er ist für alle gestorben, damit die, welche leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferstanden ist“ (Galater 2,20; 2. Korinther 5,15).

Einer von König Davids Söhnen hatte schwer gesündigt, floh und suchte Asyl in einem anderen Land. David konnte ihm nicht vergeben. Ein Vertrauter des Königs schickte daraufhin eine sehr kluge, verständige, sprachgewandte, gottesfürchtige Frau aus dem Dorf Tekoa als Friedensstifterin zu David. Diese einfache Frau sprach so weise, dass sie Davids Herz bewegte und seine Entscheidung veränderte. Sie erinnerte den großen König an ein überall gültiges Prinzip: „Wir müssen alle sterben und sind wie Wasser, das auf die Erde geschüttet wird und nicht wieder gesammelt werden kann. Doch Gott nimmt des Lebens nicht weg, sondern er sinnt darauf, dass der Verstoßene nicht von ihm verstoßen bleibe“ (2. Samuel 14,14).

Eines der härtesten Lebensprobleme – vielleicht das größte – ist, gute, versöhnte Beziehungen nicht zuwege zu bringen. Oft kann man einem nicht vergeben, oder einem wird nicht vergeben. Der Unvergebene lebt im inneren Exil. Solche Menschen gibt es gewiss auch in deinem Leben. Doch der Mensch, mit der Kette der Verfehlungen gefesselt, ist vor Gott in der Verbannung. Und der Verbannte ist ständig verbannt – immer auf dem Weg ins Ungewisse … ein Leben lang Exil.

Aber Gott ist Liebe. Er will den Sünder nicht auf ewig verstoßen wissen, sondern ihn in erstaunlicher Gnade in sein Haus zurückbringen. Wohin gehst du? Wer wegen seiner Schuld verbannt ist, kann eigentlich nur sagen: „Nirgendwohin!“ – wie die Weise aus Tekoa es ausdrückte. Der Schöpfer macht klar: Jeder verbringt seine Tage und Jahre zu Recht in Verbannung – wegen der Übertretung seiner heiligen Gebote. Auch du bist im Exil deiner eigenen Schuld. Von dort aus erreichst du kein herrliches Ende.

Die Rückführung des Verbannten geschieht durch hohe Begnadigung. Gottes verletzte Gerechtigkeit, sein beiseitegeschobenes Gesetz rufen nach Recht. Aus Liebe sandte Gott seinen Christus vom Himmel ans Kreuz – in einen Tod voller Qual –, damit du vergeben und ins Vaterhaus heimgeholt wirst. Die Frau aus Tekoa spricht als eindringliche Lehrerin auch zu dir: „Gott nimmt das Leben nicht weg; er ersinnt Pläne, damit der Verstoßene nicht von ihm verstoßen bleibe.“ Sein Plan schließt dich ein, umfasst dein Leben.

Als David spürte, wie schnell der Tod naht, und Gottes Gnade in seinem Leben gewichtete, betete er: „Wir sind Fremdlinge vor dir und Beisassen, wie alle unsere Väter; unsere Tage auf Erden sind wie ein Schatten, und es ist kein Bleiben“ (1. Chronik 29,15).

Hiob klagt ebenfalls über die Hilflosigkeit des Menschen: „Meine Tage sind schneller dahingeeilt als ein Weberschiffchen und sind ohne Hoffnung vergangen“ (Hiob 7,6). König Hiskia, der seinen nahen Tod erkannte, klagte zu Gott: „Meine Hütte wird abgebrochen und von mir weggenommen wie ein Hirtenzelt. Ich habe mein Leben zu Ende gewebt wie ein Weber, und er wird mich vom Webstuhl abschneiden. Von einem Morgen bis zum andern wirst du ein Ende mit mir machen“ (Jesaja 38,12).

In der kurzen Lebenszeit jagen viele Dingen nach, die vergehen und keine Beständigkeit haben. Die Zahl derer ist groß, die „heute genießen, was der Tag bringt“. Komfort, Bequemlichkeit, Vergnügen, Unterhaltung, dazu ein wenig Religiosität – steht das obenan? Wenn deine Lebensphilosophie hier kreist, gehörst du zu denen, die nicht wissen, wohin sie gehen. Vielleicht ist ja alles bei dir „im Lot“: Gesundheit, Einkommen, Sicherheit, Stellung. Keine Angst, keine Zweifel! Vielleicht bist du jung, kräftig, attraktiv, sportlich – und was nicht alles. Aber was ist jenseits von heute? Hast du Gewissheit für morgen? In dieser aufgewühlten, furchterfüllten Welt – woran hältst du dich fest? Die Kette der Krisen wird länger. Das Leben ist zur billigsten Ware geworden. Du lebst in Unsicherheit. Frag dich: Wohin gehen wir? Und ich – wohin gehe ich?

König Salomo formuliert den goldenen Grundsatz: „Auf dem Pfad der Gerechtigkeit ist Leben, aber der Weg des Bösen führt zum Tod“ (Sprüche 12,28). Der Schöpfer, der den Menschen mit der Gabe der Freiheit ausstattet, richtet seinen Ruf an jeden: „Ich rufe heute Himmel und Erde zu Zeugen gegen euch: Ich habe dir Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelegt. So wähle das Leben“ (5. Mose 30,19). Dein Leben besteht aus vielen Entscheidungen. An erster Stelle steht die Entscheidung, die deine Zukunft betrifft. Nur sie klärt, wohin du gehst. Und sie ist die nützlichste und heilsamste Entscheidung.

Wie trifft man die Wahl, die die Gerechtigkeit des Lebens an erste Stelle setzt? Einer der Titel für Jesus Christus lautet „Fürst des Lebens“. Andere sind „Fürst des Heils“ und „der Gerechte“. Der Weg zum wahren Gott ist die Wahl dessen, der den rechten Weg kennt und ergreift. Jesus ruft Mann und Frau zu: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich“ (Johannes 14,6). Und er nennt den Grund seines Kommens zu einer blinden, unvernünftigen Menschheit: „Ich bin gekommen, damit sie Leben haben und es in Fülle haben“ (Johannes 10,10). Über den Weg bahnenden Retter Jesus Christus sagt Gottes Wort: „In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen“ (Johannes 1,4). „Er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens …“ (Hebräer 1,3). Nicht zu wissen, woher und warum man gekommen ist, und nicht zu wissen, wohin man geht – das ist traurig. Dabei ist der rechte Weg offen: Er beginnt beim Fürsten des Heils und Lebens und führt in die Herrlichkeit der Ewigkeit.

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Munir Hanna ()