Das Fasten, das ich wähle

Wir möchten Ihnen einige Gedanken zu Ramadan und besonders zum Fasten vorlegen. Wie Sie wissen, ist Ramadan der neunte Monat des arabischen Kalenders und gilt im islamischen Glauben als der heilige Monat, in dem der Koran herabzukommen begann. Während Şehri Ramazan sind die Muslime verpflichtet, vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang zu fasten, das heißt, nicht zu essen, nicht zu trinken und keine geschlechtlichen Beziehungen zu haben. Fasten;

Lütfi Ekinci – Ein Gespräch über das Fasten

Wir möchten Ihnen einige Gedanken zu Ramadan und besonders zum Fasten vorlegen. Wie Sie wissen, ist Ramadan der neunte Monat des arabischen Kalenders und gilt im islamischen Glauben als der heilige Monat, in dem der Koran herabzukommen begann. Während Şehri Ramazan sind die Muslime verpflichtet, vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang zu fasten, das heißt, nicht zu essen, nicht zu trinken und keine geschlechtlichen Beziehungen zu haben. Fasten ist eine der fünf Grundpflichten des Islams; wer (außer im Fall von Krankheit oder Reise) diese Pflicht nicht erfüllt, gilt als aus dem Islam ausgeschieden. So heißt es im Koran:

„O ihr Glaubenden! Das Fasten ist euch vorgeschrieben, wie es denen vor euch vorgeschrieben war, damit ihr Gottesfurcht erlangt – an gezählten Tagen … Der Monat Ramadan ist es, in dem der Koran herabgesandt wurde als Rechtleitung für die Menschen – als Wegweisung und Beweise, die Recht von Unrecht unterscheiden. Wer von euch den Monat erlebt, soll in ihm fasten.“ (Bakara 2:183-182)

Nun, was ist der Zweck des Fastens? Heutzutage sagen die einen: Fasten dient der Gesundheit; andere sagen: Es ist eben ein Teil unserer Anbetung. Doch der eigentliche Zweck wird in dem folgenden Hadith, den Abū Hurayra überliefert, erläutert:

„Wer den Monat Ramadan im Glauben und in Erkenntnis belebt (durch Fasten, Almosen, Tarāwīh u. ä.), dessen vergangene Sünden werden vergeben.“

Demnach ist das Fasten – wie alle anderen religiösen Pflichten – letztlich eine Gegenleistung, die für Sünden erbracht wird. Das, was getan oder gegeben werden muss, damit eine begangene Sünde vergeben wird, nennt man Sühne. Nach muslimischer Auffassung vergibt Gott Sünde nur gegen eine Sühneleistung. Diese Sühne geschieht zumeist durch Fasten, Almosen, Opfern, Wohltaten u. Ä.

Nach diesem Glauben bemühen sich Menschen, die vor Gott gerechtfertigt werden wollen, unablässig, all dies zu erfüllen. Doch weil der Mensch vieles davon unvollständig tut, ist er ständig gezwungen, Gott um Vergebung zu bitten. Viele Fromme tragen zudem die Sorge im Herzen: „Reicht das, was ich tue, oder nicht?“

Wie sieht der erhabene Gott wohl unsere Fasten und unsere sonstigen guten Werke? Gefallen sie ihm wirklich? Nimmt er unser Fasten als ausreichende Sühne für unsere Sünden an? Dazu möchten wir Ihnen einige Gedanken weitergeben.

Beachten Sie, dass im obigen Koranvers der Ausdruck „die vor euch“ vorkommt. Gemeint sind damit die an Gottes Wort – Tora, Psalmen und Evangelium – Glaubenden (die Leute der Schrift). In all diesen zusammen, in der Heiligen Schrift (Bibel), wird Gottes Wille in Bezug auf das Fasten erklärt. Indem wir einige Verse aus Tora und Evangelium anführen, wollen wir die Frage nach der Rechtfertigung vor Gott beleuchten. Sich hier nicht zu irren, ist äußerst wichtig; es geht nämlich um unsere ewige Schande oder unser ewiges Glück.

WEN ERFREUT GOTT?

Zunächst sei gesagt: In der ganzen Bibel ist ein Fasten, das wirklich um Gottes willen geschieht, eine gute und annehmbare Sache. Nichts, was wir hier über das Fasten sagen, soll irgendjemanden daran hindern, zu fasten.

Zugleich wollen wir aber auch nicht, dass jemand meint, durch das Fasten würden seine Sünden vergeben. Denn in der Bibel steht: „Kein Mensch kann durch das Tun der Forderungen des Gesetzes gerechtfertigt werden.“ Gott, der Liebe ist, will, dass alle gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Darum hat er, unabhängig von unseren religiösen Werken, eine ganz andere Rettung zur Vergebung der Sünden bereitgestellt. In den Heiligen Schriften ist offenbart, wie Gott den Menschen gerechtfertigt – unabhängig vom Gesetz. Mit Ihrer Erlaubnis wollen wir das erklären.

Zuerst sehen wir auf das, was der Prophet Jesaja in der Tora über das Fasten schreibt. Wir bitten unsere Leserinnen und Leser, aufmerksam zu lesen:

Schreit aus voller Kehle, haltet nicht zurück!
Erhebt eure Stimme wie eine Posaune!
Zeigt meinem Volk seine Auflehnung,
dem Haus Jakob seine Sünden!
Tag für Tag fragen sie nach mir,
sie hätten Lust, meine Wege zu erkennen!
Wie ein Volk, das gerecht handelt
und das Gebot seines Gottes nicht verlässt …
Sie fordern von mir gerechte Urteile,
hätten Gefallen daran, mir zu nahen.
Sie sagen: „Warum siehst du nicht, dass wir fasten,
warum merkst du nicht, dass wir uns kasteien?“
– Seht, an eurem Fastentag macht ihr euer Vergnügen,
und eure Arbeiter bedrückt ihr.
Euer Fasten endet im Streit und Zank
und mit gottlosem Faustschlag.
So wie heute fasten
lässt eure Stimme nicht in der Höhe gehört werden.
Ist das etwa ein Fasten, wie ich es will,
ein Tag, an dem der Mensch sich kasteien soll?
Den Kopf hängen lassen wie ein Schilf,
sich in Sack und Asche setzen?
Nennt ihr das Fasten,
einen Tag, der dem HERRN wohlgefällt?
– Ist nicht dies ein Fasten, wie ich es will:
ungerechte Fesseln zu lösen,
die Stricke des Jochs zu lösen,
die Misshandelten frei zu entlassen,
jedes Joch zu zerbrechen?
Besteht es nicht darin, dein Brot mit dem Hungrigen zu teilen,
die heimatlosen Armen ins Haus zu führen,
wenn du einen Nackten siehst, ihn zu bekleiden,
dich deinem eigenen Fleisch nicht zu entziehen?
Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte,
und deine Heilung wird schnell sprossen.
Deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen,
und die Herrlichkeit des HERRN wird deine Nachhut sein.
Dann wirst du rufen, und der HERR wird antworten,
du wirst schreien, und er wird sagen: „Hier bin ich!“
– Wenn du aus deiner Mitte das Joch entfernst,
das Fingerzeigen und böses Reden,
und wenn du dem Hungrigen dein Herz hingibst
und die gebeugte Seele sättigst,
dann wird dein Licht in der Finsternis aufgehen
und dein Dunkel sein wie der Mittag.
Und der HERR wird dich beständig leiten,
er wird deine Seele sättigen in der Dürre
und deine Gebeine stärken.
Du wirst sein wie ein bewässerter Garten
und wie eine Quelle, deren Wasser nie versiegen.
Die Deinen werden die uralten Trümmer aufbauen,
du wirst die Grundmauern früherer Generationen aufrichten.
Man wird dich nennen: „Der die Breschen schließt,
der die Straßen wieder bewohnbar macht.“
– Wenn du am heiligen Tag nicht deinen eigenen Weg gehst,
den Sabbat nicht entweihst;
wenn du den Sabbat „Lust“ nennst,
den heiligen Tag des HERRN „ehrwürdig“;
wenn du ihn ehrst, indem du nicht tust, was dir beliebt,
nicht dein eigenes Geschäft betreibst, nicht leeres Gerede führst,
dann wirst du deine Lust am HERRN haben.
Und ich lasse dich einherfahren über die Höhen der Erde
und nähre dich mit dem Erbe deines Vaters Jakob.
Denn der Mund des HERRN hat es gesprochen.
(Tora – Jesaja 58,1–14)

Lassen Sie uns über einige Wahrheiten dieses herrlichen Abschnitts nachdenken. Die Fakten liegen offen:

1. Das Volk fastete – und war dennoch sündig.

Der HERR sagte: „Zeig meinem Volk seine Sünden!“ Das Volk war religiös, doch Gott ekelte sich vor ihren religiösen Werken. Dass sie einige Forderungen des Gesetzes erfüllten, rechtfertigte sie nicht vor Gott. Sie waren weiterhin schuldig. Das Volk hatte Gott innerlich tatsächlich die Gefolgschaft aufgekündigt – ohne es zu merken. Es sah seine eigene Schuld nicht. Um der religiösen Pflichten willen war ihr Gewissen eingeschläfert; es klagte sie nicht an. Vor Gott aber waren sie schuldig.

Während sie fasteten, setzten sie ihre Arbeiter unter Druck, stritten und zankten. Tatsächlich verunreinigte sie nicht das, was in ihren Mund hineinging, sondern das, was aus ihrem Mund, aus ihrem Herzen herauskam. Denn wie Jesus sagte:

„Denn von innen, aus dem Herzen des Menschen, kommen böse Gedanken hervor: Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habsucht, Bosheit, Betrug, Ausschweifung, Neid, Lästerung, Hochmut, Unvernunft.“ (Evangelium – Markus 7,21–22)

Im eigentlichen Sinn heißt „fasten“: sich vorübergehend einiger guter und nützlicher Dinge enthalten. Es heißt, durch Selbstbeherrschung unser natürliches Ich zu zügeln und uns Gott zu weihen. Vor allem aber ist das zu zügeln, was von innen kommt. Ohne diese innere Selbstzucht – wie recht kann dann eine Gottesverehrung sein, die bloß in Einschränkungen beim Essen und Trinken besteht?

2. Ihr vermeintliches Demütigen durch Fasten war ihnen zum Grund des Stolzes geworden.

„Wir haben gefastet, wir haben unsere Seele gedemütigt“, rühmten sie sich – als hätten sie Gott bestochen! Für ihre guten Werke wollten sie seine Anerkennung verdienen. Dem, der arbeitet, gilt der Lohn schließlich nicht als Gnade, sondern als Schuld, oder?

Ihre Lage ähnelt dem Beispiel im Evangelium:

„Zu einigen, die auf ihre eigene Gerechtigkeit vertrauten und die übrigen verachteten, sagte Jesus dieses Gleichnis: ‚Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stellte sich hin und betete bei sich so: Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die übrigen Menschen: Räuber, Ungerechte, Ehebrecher – oder auch wie dieser Zöllner. Ich faste zweimal in der Woche, ich verzehnte alles, was ich erwerbe. Der Zöllner aber stand von ferne, wagte nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus, im Gegensatz zu jenem. Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden.‘“ (Evangelium – Lukas 18,9–14)

Werden wir nicht bisweilen von genau den Gedanken erfasst, die wir am Pharisäer tadeln? Vertrauen wir nicht auf unsere eigene Gerechtigkeit und blicken auf andere (die „Bösen“) herab? Sind wir fromm, sagen wir vielleicht: „Gott sei Dank, ich bin nicht so heuchlerisch wie diese angeblichen Muslime. Ich faste, ich bete …“ Sind wir nicht fromm, rühmen wir uns vielleicht: „Gott sei Dank, ich bin nicht wie diese bigotten Heuchler. Ich bin kein engstirniger, sondern ein aufgeschlossener, moderner Muslim; ich liebe alle Menschen, ich beute niemanden aus, ich achte jeden als gleich.“

Jesus beleuchtete eine weitere Seite so:

„Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zu üben, um von ihnen gesehen zu werden; sonst habt ihr keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel …“ (Evangelium – Matthäus 6,1)

„Wenn ihr fastet, macht nicht ein finsteres Gesicht wie die Heuchler; denn sie verstellen ihre Mienen, um den Menschen zu zeigen, dass sie fasten. Wahrlich, sie haben ihren Lohn dahin. Du aber, wenn du fastest, salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht, damit du nicht den Menschen das Fasten zeigst, sondern deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der ins Verborgene sieht, wird es dir vergelten.“ (Evangelium – Matthäus 6,16–18)

Wir Menschen neigen dazu, dem zu viel Gewicht zu geben, was andere über uns denken. Doch eigentlich sollen wir Gott allein fürchten und seinen Beifall suchen, oder? Beachten wir: Gott sieht nicht auf das, was vor Menschen zur Schau gestellt wird, sondern auf das, was im Verborgenen geschieht. Der Mensch sieht aufs Äußere, Gott aber sieht ins Herz.

Noch eine wichtige Wahrheit findet sich in diesem Abschnitt:

3. Was Gott eigentlich sucht, ist wahre Gerechtigkeit:

Und die zeigt sich in Taten. Die Fastenden, von denen wir lasen, waren weniger durch das schuldig, was sie taten, als durch das, was sie nicht taten: Sie teilten ihr Brot nicht mit dem Hungrigen, nahmen heimatlose Elende nicht ins eigene Haus, bedeckten den Nackten nicht und machten Unterschiede unter den eigenen Leuten. Ihr Fasten oder Opfern konnte diese offensichtlichen Versäumnisse nicht tilgen – und kann es auch nicht.

Wer von uns wäre nach diesem Maßstab entschuldigt? Geben wir dem Hungrigen das, wonach uns selbst verlangt? Lieben wir unseren Nächsten wie uns selbst, wie es das heilige Gesetz verlangt? Nehmen wir die Elenden von der Straße in unser Haus?

Und was ist mit dem ersten der Zehn Gebote: „Den HERRN, deinen Gott, sollst du lieben von ganzem Herzen, ganzer Seele, ganzem Verstand und ganzer Kraft.“ Wer erfüllt das stetig? Die von Gott geforderte Gerechtigkeit – innere Reinheit und selbstlose Liebe – ist nicht verhandelbar. Der von ihm gesetzte Standard ist sehr hoch, ja unerreichbar. Vor Menschen mögen wir gut dastehen, vor dem heiligen Gott aber bekennen Propheten: „Wir alle sind wie Unreine, und all unsere Gerechtigkeiten sind wie ein beflecktes Tuch.“ (Tora – Jesaja 64,6)

Darum bewertet Gott in Tora, Psalmen und Evangelium die Lage aller Menschen so:

„Das Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf.“ (Tora – 1. Mose 8,21)

„Der Tor spricht in seinem Herzen: ‚Es gibt keinen Gott!‘ Die Menschen sind verdorben, abscheuliche Dinge tun sie; da ist keiner, der Gutes tut. Der HERR schaut vom Himmel auf die Menschenkinder, um zu sehen, ob es einen Verständigen gibt, einen, der Gott sucht. Alle sind abgewichen, allesamt verdorben; da ist keiner, der Gutes tut, nicht einer!“ (Psalmen – Psalm 14,1–3)

„Es gibt keinen Unterschied; denn alle haben gesündigt und ermangeln der Herrlichkeit Gottes.“ (Evangelium – Römer 3,22–23)

Diese Bewertung umfasst Fromme und Sünder gleichermaßen. Die bittere Folge: Wir alle gingen unseren eigenen Weg und sündigten. Was wir „Verdienst“ nennen, rechtfertigt uns vor Gott niemals. Es sühnt unsere Sünden nicht. Was wird dann aus uns? Verlangt Gott von uns Unmögliches? Nein. Rettung ist nicht aus uns, sondern vom HERRN.

„SIEHE, MEIN KNECHT, DEN ICH ERWÄHLT HABE, MEIN GELIEBTER, AN DEM MEINE SEELE WOHLGEFALLEN HAT“

In der ganzen Weltgeschichte hat nur eine einzige Person ein sündenloses Leben geführt. Gott wartete lange auf den, der ihn völlig zufriedenstellen würde. Schließlich, „als die Zeit erfüllt war“, sandte Gott sein Wort. Er zog umher, tat Gutes und heilte alle, die vom Teufel bedrückt waren. Er sättigte Tausende Hungrige, machte Besessene frei, die nackt umherirrten, bis sie bekleidet und bei klarem Verstand zu seinen Füßen saßen. Vor den schlimmsten Sündern schreckte er nicht zurück.

Dieser, der all Gottes Willen erfüllte, ist der von allen Propheten verheißene Messias, der Gesalbte: Jesus. Durch die Kraft des Geistes Gottes wurde er ohne menschlichen Vater geboren, bestätigte seine Identität durch Wunder, Zeichen und Machttaten und führte ein einzigartiges, völlig fehlerloses, sündenloses Leben.

Als er seinen Dienst begann, fastete Jesus in der Wüste vierzig Tage und vierzig Nächte und wurde vom Satan auf jede Weise versucht. Doch als der zweite Adam besiegte er jene alte Schlange, die die ganze Welt verführt. Vom Geist Gottes erfüllt kehrte er aus der Wüste nach Galiläa zurück und verkündete seinen Auftrag:

„Der Geist des Herrn ist auf mir; denn er hat mich gesalbt, den Armen frohe Botschaft zu bringen; er hat mich gesandt, zu verkündigen, dass Gefangene frei werden und Blinde wieder sehen, Zerschlagene in Freiheit zu setzen und das angenehme Jahr des Herrn zu verkünden.“ (Evangelium – Lukas 4,18–19)

Durch Jesu Kraft und Gnade gingen Blinden die Augen auf, Lahme gingen, Aussätzige wurden rein, Taube hörten, ja Tote standen auf. Doch weit über diese leiblichen Wohltaten hinaus kam Jesus, um den geistlich Armen zu dienen. Er sagte:

„Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich werde euch Ruhe geben. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen.“ (Evangelium – Matthäus 11,28–29)

Er versprach, sündige Menschen zu reinigen und ihnen ewiges Leben zu geben:

„Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, wird niemals dürsten.“ (Evangelium – Johannes 6,35)
„Und das Brot, das ich geben werde für das Leben der Welt, ist mein Fleisch.“ (Evangelium – Johannes 6,51)
„Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, den wird in Ewigkeit nicht dürsten; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das ins ewige Leben quillt.“ (Evangelium – Johannes 4,14)
„Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt; und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben.“ (Evangelium – Johannes 11,25–26)
„Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“ (Evangelium – Johannes 14,6)

Wie sollte er diese Verheißungen erfüllen? Jesus Christus kam vor allem, sein sündenloses Leben als sühnendes Opfer für Sünden hinzugeben. Sein Tod hatte den Wert, die Sünden der Welt zu tilgen. Christus starb einmal, der Gerechte für die Ungerechten, um uns zu Gott zu führen – als Sühne für Sünden. Diese Sühne geschah nach Gottes vorausbestimmtem Ratschluss und Vorsehung und wurde von Gott als ausreichend angenommen, um jeden Glaubenden mit sich zu versöhnen. Als Bestätigung erweckte Gott Christus am dritten Tag aus den Toten und verherrlichte ihn daraufhin zu seiner Rechten als Retter der Welt.

Wenn Fasten im eigentlichen Sinn heißt, sich zu zügeln und sich zu demütigen, dann „fastete“ Christus am Kreuz in einer Weise, wie es niemand sonst tat. Er verzichtete auf alles Gute, damit wir reich würden. Dort, als er um unseretwillen litt, dürstete er heftig – denn er erduldete die Höllenqual, die wir verdient hatten. Der Retter Jesus hielt um der Freude willen, Menschen zu retten, die Schande gering und ertrug den Kreuzestod.

DURCH GLAUBEN GERECHTFERTIGT

Wie oben erklärt, hat aufgrund von Gottes Willen die eine Tat der Gerechtigkeit Christi allen Menschen die rechtfertigende Lebensgabe gebracht. Was der Mensch wegen seiner natürlichen Schwäche nicht vermochte, tat Gott. Das Einzige, was wir zur Rechtfertigung tun müssen, ist: an ihn als unseren einzigen Herrn glauben.

Vor uns liegen zwei Wege:

1) Der erste: der Weg, auf dem wir mit unseren guten Werken oder durch das Halten religiöser Gesetze Verdienste sammeln in der Hoffnung, dass unsere Sünden dadurch vergeben werden. Doch für diesen Fall warnt uns Gottes Wort klar:

„Verflucht ist jeder, der nicht in allem bleibt, was im Buch des Gesetzes geschrieben steht, um es zu tun. Und klar ist: Durch Gesetz wird niemand vor Gott gerechtfertigt.“ (Evangelium – Galater 3,10–11)

2) Der zweite ist der Weg des Glaubens, auf dem unser Vater Abraham (und überhaupt jeder, der gerettet wird) gerechtfertigt wurde. Nach den Heiligen Schriften wurde Abraham in dem Augenblick gerechtfertigt, als er der messianischen Verheißung Gottes glaubte:

„Abraham glaubte Gott, und das wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet.“ (Tora – 1. Mose 15,6; Evangelium – Galater 3,6)

Diesen Weg beginnen wir, indem wir uns wirklich als Sünder erkennen und umkehren. Wir müssen unsere Versuche aufgeben, uns vor Gott selbst zu rechtfertigen. Anstelle der „Sühneleistungen“ wie Fasten, Beten, Almosen, Opfern u. Ä., die wir für unsere Sünden erbringen, gilt es, die eine Sühne anzunehmen – Jesu Tod an unserer Stelle. Wir müssen fest darauf vertrauen, dass Gott mächtig ist, seine Verheißung zu erfüllen. Jeder, der glaubt, wird von Gott völlig gerechtfertigt und empfängt als unverdientes Geschenk Gottes das ewige Leben. Gottes Verheißung dazu lautet:

„Von diesem bezeugen alle Propheten, dass jeder, der an ihn glaubt, durch seinen Namen Vergebung der Sünden empfängt.“ (Evangelium – Apostelgeschichte 10,43)

„Und Gott, der die Herzen kennt, gab ihnen Zeugnis, indem er ihnen den Heiligen Geist gab wie auch uns.“ (Evangelium – Apostelgeschichte 15,8)

Zum Schluss, liebe Leserin, lieber Leser, fragen wir Sie: Welchen der beiden Wege werden Sie gehen? (1) Den Weg der Rechtfertigung durch religiöse „gute Werke“? Oder (2) den Weg der Rechtfertigung durch den Glauben an die Gnade Christi? Beides zugleich kann nicht richtig sein.

FASTEN NACHFOLGER CHRISTI ALSO NICHT?

Wir möchten nicht, dass unsere Ausführungen jemanden in die Irre führen. Wie bereits gesagt, zeigt die Bibel durchweg: Menschen, die um Gottes willen fasten, werden von ihm belohnt. Jesus Christus ordnete das Fasten unter die guten Werke seiner Jünger ein und sagte:

„Wenn ihr fastet, macht nicht ein finsteres Gesicht wie die Heuchler; denn sie entstellen ihr Aussehen, um den Menschen zu zeigen, dass sie fasten. Wahrlich, sie haben ihren Lohn dahin. Du aber, wenn du fastest, salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht, damit du nicht den Menschen das Fasten zeigst, sondern deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der ins Verborgene sieht, wird es dir vergelten.“ (Evangelium – Matthäus 6,16–18)

Aus diesen markanten Worten lernen wir zwei Dinge: (1) Jesu Jünger werden fasten – so wie sie auch Almosen geben und beten; es wird Zeiten geben, in denen sie fasten. (2) Der Hauptgrundsatz des Fastens lautet: „nicht vor Menschen, sondern vor dem Vater, der im Verborgenen ist.“

Im Evangelium finden sich keine verbindlichen Vorschriften, wie und wann zu fasten sei. In der Kirchengeschichte haben sich in verschiedenen christlichen Konfessionen unterschiedliche Traditionen und Praktiken herausgebildet. Diese hier zu untersuchen, ist nicht möglich. Am besten fragt man ohne Scheu die Verantwortlichen der Kirche. Nur sollte man bei der Beurteilung der Praktiken derer, die den Namen Jesu Christi tragen, diesen Grundvers nicht vergessen:

„Wenn ihr nun mit Christus den Elementen der Welt gestorben seid, warum unterwerft ihr euch Satzungen, als lebtet ihr noch in der Welt: ‚Rühre das nicht an, koste jenes nicht, berühre dies nicht‘? – Dinge, die dazu bestimmt sind, durch den Gebrauch zu vergehen – gemäß Menschengeboten und -lehren. Diese haben zwar den Schein von Weisheit durch selbstgemachte Frömmigkeit, falsche Demut und Schonungslosigkeit gegen den Leib; sie sind jedoch wertlos und dienen nur der Befriedigung des Fleisches.“ (Evangelium – Kolosser 2,20–23)

Das heißt: Das Fasten der Glaubenden soll fern sein von gesetzlicher, äußerlicher Religiosität.

Dennoch wird es in dieser bedrängten Zeit, in der wir auf die Wiederkunft des Retters Christus warten, Situationen geben, in denen die Gläubigen und die Gemeinschaft der Gläubigen (die Kirche) im Rahmen ihrer Anbetung fasten.

„Da kamen die Jünger des Johannes zu Jesus und sprachen: ‚Warum fasten wir und die Pharisäer oft, deine Jünger aber fasten nicht?‘ Jesus sprach zu ihnen: ‚Können etwa die Hochzeitsgäste trauern, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da der Bräutigam von ihnen weggenommen wird; und dann werden sie fasten.‘“ (Evangelium – Matthäus 9,14–15)

Genau so ist es geschehen und geschieht es noch. Mitunter fastet Gottes Volk, um sich dem Gebet und anderen geistlichen Diensten zu weihen. Aus Trauer über begangene Sünde kann man beim Bekenntnis vor Gott fasten. Stehen wichtige Entscheidungen an, fasten und beten sie, um Einsicht zu empfangen und um Gottes Leitung auf dem rechten Weg zu erbitten. Kurz: Der Christ fastet aus verschiedenen Gründen, um sich zu demütigen und sich Gott zu weihen.

Zwei Beispiele zum Schluss. In der Apostelgeschichte lesen wir:

„In der Gemeinde in Antiochia waren Propheten und Lehrer … Während sie dem Herrn dienten und fasteten, sprach der Heilige Geist: ‚Sondert mir Barnabas und Saulus zu dem Werk aus, zu dem ich sie berufen habe.‘ Da fasteten und beteten sie, legten ihnen die Hände auf und ließen sie ziehen.“ (Evangelium – Apostelgeschichte 13,1–3)

Dies ist ein typisches Beispiel für Fasten. Weiter heißt es, nachdem die Apostel die neu entstandenen Gemeinden innerlich gestärkt hatten:

„Sie setzten in jeder Gemeinde Älteste ein und befahlen sie, unter Fasten und Gebet, dem Herrn, an den sie glaubten.“ (Evangelium – Apostelgeschichte 14,23)

Schließlich bestimmen Christgläubige Dauer und Form ihres Fastens selbst. Sie können allein, im Verborgenen, oder als Gruppe, als Gemeinde fasten. Vor allem aber: Fasten soll nicht als Zwang, sondern freiwillig und von Herzen gehalten werden. Am Ende fragt unser Gott uns:

„Habt ihr wirklich mir zuliebe gefastet, als ihr fastetet?“ (Tora – Sacharja 7,5)

Lütfi Ekinci

Categories: deutsch

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Munir Hanna ()